Bouldern mit… Alexander Scherl

In Teil vier haben wir den Leiter der Alpinschule Augsburg zu Gast. Alex ist seit vielen Jahren als staatlich geprüfter Berg- und Skiführer in den Bergen der Erde unterwegs. Als echtes Multisport-Talent kann er nicht nur gut Bergsteigen und Klettern, sondern auch hervorragend Laufen, Tennis spielen oder Jonglieren. Heute erzählt er uns auch von seinem jüngsten Projekt: Triathlon meets Bergsport

Starten wir mit der Pandemie, dann haben wir diesen Teil hinter uns: Was macht ein Bergführer im Lockdown?

Trainieren. Ich versuche mich fit zu halten. Meine Gäste haben aktuell auch viel Zeit für Sport. Es wäre schlecht, wenn diese nach dem Lockdown loswollen und ich nicht bereit bin oder nicht mehr mithalten kann.

Im Winter hast du deine erste 8a geklettert. Du kannst aber nicht nur gut Klettern. Erzähl uns doch mal ein bisschen aus deinem etwas ungewöhnlichen Lebenslauf!

Lebenslauf: Ungleich linear! (lacht) Es hat alles ganz harmlos und geordnet begonnen. Nach der Schule habe ich Maschinenbau studiert. Nach diesem bin ich dann zusammen mit Freunden auf Expedition nach Pakistan. Wir wollten den Masherbrum, einen 8000er im Karakorum besteigen. Zu einer Anstellung als Ingenieur ist es anschließend nie gekommen. Zunächst habe ich meine damalige Freundin als Tenniscoach auf der WTA-Tour begleitet. Gleichzeitig habe ich meine Ausbildung als Bergführer begonnen, die ich dann 2012 abschloss.

Bist du primär Bergführer geworden, um häufiger in die Berge zu kommen, oder reizte dich auch die Führungsverantwortung und Kommunikation mit Gästen?

Definitiv will ich schon immer mit Menschen arbeiten, deshalb der Weg vom Ingenieur zum Trainer. Zusätzlich ist mir Outdoorsport schon immer sehr wichtig, vor allem die Liebe zu den Bergen war immer da. Einen normalen Job im Büro habe ich mir einfach nie vorstellen können. Da wäre die Bewegung sicherlich zu kurz gekommen.

Auf welche Tour im Angebot der Alpinschule Augsburg freust du dich schon, sobald es wieder losgehen kann?

Auf die Kletterreise nach Kalymnos im Herbst freue ich mich schon sehr. Unsere Reise nach Sardinien im April mussten wir leider absagen. Aber auch auf die vielen Hochtouren im Sommer freue ich mich schon sehr. Hauptsache es geht wieder was!

Im letzten Jahr hast du zusammen mit dem Triathleten Roman Deisenhofer viel Zeit in das Projekt „Triathlon meets Bergsport“ gesteckt. Worum ging es konkret?

Roman hat mitbekommen, dass ich 2019 zusammen mit Martin Feistl die Augsburger Zugspitzchallenge gemacht habe, also mit dem Rad hin, durch das Höllental hoch, den Jubiläumsgrat rüber, wieder runter und mit dem Rad zurück nach Augsburg in unter 24h. Martin und ich haben damals gute 18h gebraucht. Roman hatte 2020 wegen Corona keine Wettkämpfe und deswegen einfach mal 15h in den Raum geworfen. Da ich sehr competitive bin, habe ich natürlich ja gesagt. Und wie du ja weißt: Es hat tatsächlich geklappt! Wir hatten ein Kamerateam dabei, bald erscheint auch endlich der Film zum Projekt.

Fastest Known Time ist aktuell ein großer Trend im Bergsport. Du hast 2018 Michael Wohlleben bei seinem großen Wettersteinprojekt unterstützt. Eine Inspiration für euer Vorhaben?

Definitiv! Jedes Jahr hat seine Challenge. Michi konnte ich bei seinem Projekt unterstützen, mehr war aber mangels Training nicht drin. Meine Arbeit als Bergführer hält natürlich auch ganz schön fit, aber eben nicht in der Intensität, wie es für so lange Tage am Berg notwendig ist. Auf Grund von Corona hatte ich 2020 dann genug Zeit, um auf unser eigenes Projekt hinzuarbeiten.

Was ist dein nächstes Ziel? Bleibst du dem Bergsport treu oder wechselst du bald komplett zum Triathlon?

Komplett wechseln? Sicher nicht. Aktuell kann man ja nicht einmal in ein Schwimmbad. Ein kleiner Ausflug in die Welt des Triathlons reizt mich vielleicht schon noch. Mehr als ein Ausflug wird es aber nicht werden.

 

Noch ein paar Abschlussfragen:

Lieblingsboulderfarbe? Schwarz! Auch, wenn ich nicht alle davon schaffe.

Platte oder Dach? Platte!

Kaffee oder Helles? Kaffee!

Red Hot Chili Peppers oder Eminem? Beides!

 

Vielen Dank für das Interview, wir freuen uns auf euren Film!