Bouldern mit… Laura Schmidt

In Teil drei unserer Interviewserie treffe ich mich mit Laura Schmidt, einer ehemaligen Mitarbeiterin der Bergsporthütte. Gerne ist sie zum Sporteln in den Alpen unterwegs, mich interessieren aber vor allem ihre vielen Reisen in die Arktis. Laura ist nicht nur als Tourguide auf Grönland und Spitzbergen aktiv, sondern war auch Teil der größten Arktis-Expedition aller Zeiten!

Die Boulderhallen sind schon ewig geschlossen. Kommst du dennoch ab und zu zum Klettern?

Manchmal schaffe ich es nach Kochel zum Felsklettern. Nach einer langen Winterpause ist das jetzt zum Glück langsam wieder möglich. Die Hallensession soeben hat richtig Spaß gemacht. Ich war schon ewig nicht mehr hier!

Im Winter bist du gerne auf Skitouren unterwegs. War das diesen Winter auch mit Pandemie gut möglich?

Total. Ich wohne in Bad Tölz und kann unter der Woche in den heimischen Bergen unterwegs sein. Da ist dann glücklicherweise weniger los. Durch die Reisebeschränkungen wurde ich dazu gezwungen, mir die nähere Umgebung genauer anzusehen. Was ich entdeckt habe war klasse. So viele Tourenmöglichkeiten direkt vor der Haustür!

Die Kälte im Winter dürfte dir nicht viel ausmachen, warst du doch schon mehrmals als Tourguide auf Grönland und Spitzbergen unterwegs. Wie kommt man zu diesem Job?

Teil meines Geographiestudiums war eine Exkursion nach Grönland. Das hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Nach dem Studium habe ich beim DAV-Summit-Club gearbeitet und bin so mit der Reisebranche in Berührung gekommen. Irgendwann rief mich dann relativ unerwartet ein Bekannter aus Grönland an und hat mich als Tourguide angefragt.

2019 startete mit dem Forschungseisbrecher „Polarstern“ die größte Arktis-Expedition aller Zeiten. Du bist Geographin. Kannst du uns kurz erklären, worum es hierbei geht?

Das Ziel dieser einjährigen Expedition war die Erhebung eines gigantischen Datensatzes zur gesamten Umwelt der Arktis. Von der Atmosphäre bis unter den Ozean. Die Arktis verändert sich durch den Klimawandel schon heute dramatisch. Das ist bereits bekannt. Wie genau sich diese Veränderungen allerdings auf das Klima bei uns auswirken, ist bisher ein weißer Fleck auf der Forschungslandkarte. Mit dieser Expedition kann die Wissenslücke hoffentlich geschlossen werden.

Und jetzt kommt der eigentliche Hammer: Du warst selbst dabei! Was war deine Aufgabe bei diesem wahnsinnigen Vorhaben?

Jeder Zeitabschnitt hat ein Logistikteam, das eng mit der Schiffscrew arbeitet. Zudem sorgt es dafür, dass die Forscher ungestört ihrer Arbeit nachgehen können. Neben Material- und Personentransport auf dem Eis, waren wir die meiste Zeit als Eisbärenwache eingeteilt. Jedes Forschungsteam wird vor Ort konstant von einem bewaffneten Eisbärenwächter begleitet, außerdem gibt es auch auf dem Schiff Personen, die den Überblick behalten. Gerade im Sommer, als ich Teil der Expedition war, kamen uns immer wieder Eisbären sehr nahe. Glücklicherweise mussten wir sie nicht erschießen. Meist ließen sie sich mit Leuchtpistolen vertreiben.

Folgende Frage muss jetzt kommen: Würdest du es wieder tun? Weshalb?

Ja klar! Sofort! Das ist wirklich eine einzigartige Sache. Man lernt sich selbst sehr gut kennen und ist mit so vielen interessanten Menschen unterwegs.

Mit Begeisterung habe ich den Bericht des Expeditionsleiters Markus Rex gelesen. Wenn du ein Buch über deine Reisen in die Arktis verfassen würdest: Was käme auf jeden Fall rein?

Am wichtigsten ist mir Ostgrönland mit den dort lebenden Menschen. Diese hatten bis vor gar nicht so langer Zeit noch kaum Kontakt zur restlichen Welt. Aktuell befinden sie sich in einem Kräftemessen zwischen Tradition und Modernisierung. Die sie umgebende Landschaft ist sehr rau, aber auch wunderschön. Ich hoffe, dass sie ihre Identität trotz Globalisierung bewahren.

Wie stehst du zu Tourismus in arktische Regionen? Eine lange Anreise und unberührte Natur klingen nicht gerade nach Nachhaltigkeit.

Ich bin da zwiegespalten, aber der Meinung: Nur was man kennt kann man auch schützen. Kreuzfahrten halte ich für problematisch, Trekkingreisen ermöglichen es aber, die Sensibilität der Arktis hautnah weiterzugeben. Der Flug ist natürlich kritisch, hier bin ich auch noch nicht im Reinen mit mir. Sehr schwierig…

Du berichtest in Vorträgen von deinen Abenteuern. Bekommen die Bloc-Hütten Besucher irgendwann die Möglichkeit, dich live in Augsburg zu sehen?

Ich hoffe und wünsche es mir! Wäre schön, viele bekannte Gesichter aus alten Zeiten wiederzusehen.

Noch ein paar Abschlussfragen:

Lieblingsboulderfarbe? Weiß

Platte oder Dach? Dach

Kaffee oder Helles? Kaffee

Red Hot Chili Peppers oder Eminem? Beides voll oldschool (lacht), aber eher ersteres

 

Danke für deine Zeit! Bis hoffentlich bald bei einem Livevortrag!

(Mehr Informationen zu Lauras Arbeit findet man auf ihrer Website: www.alparctica.com)