Bouldern mit… Simon Unger

Für das fünfte Interview unserer Reihe habe ich Simon eingeladen. Mehrfacher Bayerischer Meister, langjähriges Nationalteammitglied und Wiederholer der legendären Val Bavona-Linie „Off the Wagon“. Die Zahlen sprechen für sich, zu Kopf gestiegen sind sie dem immer lachenden Powerhouse allerdings nicht. Manche Menschen sind einfach jedem sofort sympathisch: Simon ist einer davon.

Wann warst du zuletzt Bouldern? Hast du den Pandemiewinter am Hangboard oder am Schreibtisch verbracht?

Leider am Schreibtisch. Seit September arbeite ich als Referendar und musste mich erstmal in diese neue Situation einfinden. Dazu kam, dass ich nach München gezogen bin. Insgesamt hatte ich deshalb nur wenig zeit zum Trainieren. Ab und an war ich kurz beim Laufen, viel mehr war nicht drin.

Du boulderst auf hohem Level, seit du laufen kannst. Mit 12 Jahren warst du bereits im Augsburger Trainingsstützpunkt. Hast du schon pränatal Griffkraft trainiert?

Wahrscheinlich nicht, relativ bald nach der Geburt ging es dann aber los. Mein Papa hat mich schon als kleines Kind an die Klimmzugstange gehängt und dann dort einfach hängen lassen. Auch auf Bäume bin ich schon sehr früh und mit viel Begeisterung geklettert. In den Ferien waren wir viel in Klettergebieten wie dem Frankenjura oder Finale Ligure unterwegs.

Deine Jugend hast du vor allem am Fels verbracht. Welche Klettereisen waren Highlights, an die du dich noch heute gerne zurückerinnerst?

Ein Highlight war sicherlich meine erste 11-, „New Orleans Heavy Weight Division“ im Frankenjura. Prägend waren auch zwei Monate Rocklands (Südafrika) nach dem Abitur. Dort war ich mit einer tollen Crew aus der Gegend um Rosenheim, unter anderem Heli Kotter war am Start.

Anschließend hast du ein bisschen gejobbt und dann warst du zusammen mit deinem besten Freund ein Jahr auf Weltreise. Stand Bouldern hier auch im Vordergrund?

Ne, um ehrlich zu sein war der Fokus hier auf Feiern. Wir waren schon ab und zu ein bisschen Klettern, gegen Ende hin wurde es aber immer weniger. Mit Krabi in Thailand, den Blue Mountains in Australien und dem Yosemite in den USA haben wir aber schon ein paar coole Spots gesehen.

Du kamst zurück und schon kurze Zeit später konnte man dich im Halbfinale des Worldcups in München sehen. Was ist denn da passiert? Einfach so kann man sich da ja nicht reinschleichen, oder?

Vor der Reise konnte ich mich mit Wettkämpfen nicht anfreunden. Als wir zurückkamen wurde in der Bloc-Hütte gerade das Moonboard fertig und ich trainierte dort richtig hart mehrmals pro Woche. Irgendwann habe ich es dann mal mit der Teilnahme an einem Deutschlandcup versucht und wurde dort vom damaligen Nationaltrainer Udo Neumann angesprochen. So kam dann eins zum anderen.

Eine Zeit lang hat man dich nur noch auf Wettkämpfen gesehen, irgendwann tauchen dann aber Fotos auf, wie du „Off the Wagon“ (8b+) kletterst. Ein Kindheitstraum?

Auf jeden Fall! Ich habe mir immer und immer wieder das Video von Chris Sharma in Dossage angesehen und diese unglaubliche Linie vor dem Bildschirm bewundert. Definitiv einer meiner Lieblingsboulder!

Aktuell wohnst du in München und arbeitest an deiner Karriere als Lehrer. Ist Bouldern nach wie vor ein wichtiger Bestandteil deines Lebens oder gibt es andere Dinge, die dir aktuell wichtiger sind?

Mittlerweile wieder. Zu Beginn der Pandemie rückte Bouldern ziemlich in den Hintergrund, jetzt habe ich aber wieder richtig Bock. Wenn die Hallen wieder aufmachen, bin ich der erste, der auf der Matte steht.

Noch ein paar Abschlussfragen:

Lieblingsboulderfarbe? Schwarz

Platte oder Dach? Dach, definitiv

Kaffee oder Helles? Hollerschorle

Red Hot Chili Peppers oder Eminem? Red Hot Chilli Peppers

 

Vielen Dank für das Interview, wir freuen uns über jeden deiner Besuche!