
Bouldern mit… Tim Würthner
Unser heutiger Interviewgast ist Mitglied des Kletter-Nationalteams, studiert Physik in München und hat für den Deutschland Cup der Techniker Boulder Bundesliga unsere Halle besucht. Mit uns spricht er über die Begeisterung, welche Wettkämpfe in ihm auslösen und berichtet von seiner letzten Boulderreise in ein neues Gebiet im Norden Thailands.
Du bist zum ersten Mal in der Bloc-Hütte. Wie gefällt dir die Halle?
Mir gefallen die steilen Wandstrukturen sehr gut. Das gibt es so nur noch in wenigen Hallen. Hier kann man noch richtig oldschool Kraft für schwere Felsboulder trainieren. Auch die Finalboulder des heutigen Wettkampfs sehen sehr steil aus. Darauf freue ich mich schon!
Worin unterscheidet sich die Boulder Bundesliga von internationalen Wettkämpfen der IFSC?
Die Boulder Bundesliga versucht das Weltcupformat auf nationale Ebene zu übertragen und dabei auch Breitensportler mitzunehmen. Hier sind sie auf einem guten Weg, wie der große Zuspruch zeigt. Sehr schön ist auch das hohe Preisgeld bei den Deutschland Cups.
Insgesamt sind die Deutschland Cups schon recht ähnlich zu Profiwettkämpfen. Es gibt aber auch ein paar Unterschiede: Leider werden immer nur drei statt der üblichen vier Finalboulder geschraubt. Bei den Routenbauern merkt man zudem, dass sie weniger Erfahrung mit Profiwettkämpfen haben. In der Bloc-Hütte waren die Boulder aber gut an das Niveau der Teilnehmer angepasst.
Was wirklich geändert werden sollte: In der Qualifikation gibt es immer einen Boulder, der die doppelte Punktzahl bringt. Der Sinn dahinter ist wirklich nicht erkennbar. Die Regel macht den Wettkampf aus meiner Sicht ein kleines Stück weniger fair.
Welche Tipps kannst du Amateursportlern mitgeben, die beim Spieltag in der Bloc-Hütte bis zum 9. März möglichst viele Punkte sammeln möchten?
Da die meisten Boulder sehr steil geschraubt sind, lohnt es sich hier nochmal gesondert zu trainieren. Beispielsweise dürfte sich das Moonboard sehr gut eignen, um die erforderliche Kraft zu steigern.
Ein weiterer nicht zu unterschätzender Tipp: Nicht aufgeben, sondern immer wieder probieren! Auch wenn sich ein Boulder zu Beginn völlig unmöglich anfühlt, kann er nach zehn, zwanzig oder dreißig Versuchen klappen!
Deine letzte Boulderreise hat dich in ein neues Gebiet im Norden Thailands geführt. Wie kam es zu dieser Reise und was genau habt ihr dort gemacht?
Es gibt eine größere Gruppe, die innerhalb der Hauptsaison starke Boulderer und Kletterer einladen, dorthin zu kommen. Auch organisieren sie jährlich wiederkehrend ein Kletter-Festival. Einer der Organisatoren wohnt in Kempten und hat mich und ein paar Freunde auf das neue Gebiet aufmerksam gemacht.
Das Gebiet heißt Khon Kaen und bietet unglaublich viel Potential für Neuerschließungen. Während unseres Aufenthalts konnte ich 26 Boulder und 2 Routen erstbegehen. Letzteres kannte ich bisher noch nicht. Aber vor Ort habe ich von anderen gelernt, wie man neue Bohrhaken setzt.
Die Felsen dort sind aus Sandstein. Die Felsqualität ist ziemlich gut. Man muss nur wenige brüchige Schuppen entfernen. Um die Boulder freizulegen, muss man sich zuerst Wege freischneiden und die Blöcke teilweise von Lianen befreien.
Wo bekommt man Informationen, wenn man nun selbst Lust auf Bouldern in Khon Kaen bekommt?
Es gibt für den ersten Eindruck viele Videos aus dem Gebiet im Internet. Die Boulder und Routen können alle auf der Plattform 27 Crags abgerufen werden. Vielleicht erscheint in der Zukunft auch ein gedruckter Führer. Solange aber noch so viele neue Routen erschlossen werden, macht das keinen Sinn.
Crashpads kann man in der Kletterer-Unterkunft vor Ort leihen. Viele Boulder sind nahe beisammen, sodass man nie weit laufen muss. Teilweise sind diese ganz schön hoch, dafür sind die Landungen sehr eben. Es überwiegen beim Bouldern kleine Leisten und Dynos an großen Slopern. Mir hat das Gesamterlebnis dort sehr gut gefallen und ich werde in der Zukunft auf jeden Fall wieder hin.
Danke für das interessante Interview! Wir wünschen dir viel Erfolg bei deinem zukünftigen Werdegang als Nationalkaderathlet und viel Spaß bei weiteren Reisen nach Khon Kaen.
(Fotograf: Simon Sichert)


